Der Spalenschwibbogen – ein Tor- und Gefängnisturm

Spalenberg, Frühling 2012

Die Fundamente des Hauses Spalenberg 64 stehen auf den mächtigen Turmfundamenten und die Leitungen führen darüber hinweg. Zoom

Die Fundamente des Hauses Spalenberg 64 stehen auf den mächtigen Turmfundamenten und die Leitungen führen darüber hinweg.

Vordere Turmecke mit 2,5 m dickem Fundament: Links ist die Grabenseite, rechts beim Holzkeil die innere Turmecke. Zoom

Vordere Turmecke mit 2,5 m dickem Fundament: Links ist die Grabenseite, rechts beim Holzkeil die innere Turmecke.

Wo graben wir?

Die Gassen des Spalenbergs, des Gemsberges und des Heuberges sind im Untergrund vollumfänglich durch Werkleitungen gestört. Wir untersuchen jedoch die Hausfundamente, sobald sie vom Baugeschäft freigelegt worden sind.

Warum graben wir?

Es finden umfangreiche Leitungssanierungen statt und der Bodenbelag wird erneuert.

Was erwarten wir?

Am oberen Spalenberg werden wir Gräber eines kleinen hochmittelalterlichen Friedhofs antreffen. Wir untersuchen die Fassadenfundamente der Häuser an den Gassen und erhalten dadurch wertvolle Hinweise auf die Baugeschichte. Im Mündungsbereich der Schnabelgasse sind Grundmauern mittelalterlicher Gebäude zu erwarten, die um 1900 der Gassenverbreiterung weichen mussten.
Wir durften annehmen, dass am oberen Spalenberg zwischen Rosshofgasse und Petersgraben die Fundamente des inneren Spalentors ("Spalenschwibbogen") zum Vorschein kommen. Sie gehörten zu einem Turm mit quadratischer Grundfläche.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

Unter dem Trottoir kam die nördliche Hälfte des Fundaments des Spalenschwibbogens zum Vorschein, der zu den inneren Stadtmauern des 11. und 13. Jahrhunderts entlang des Leonhards- und Petersgrabens gehörte.
Der Torturm wurde wohl um 1200 erbaut. Seine Fundamente sind 2,5 m dick. Das Mauerwerk besitzt eine ausserordentliche Festigkeit. Im aufgehenden Bereich waren die Mauern mit sog. Bossenquadern verkleidet: grosse Sandsteinblöcke mit deutlich vorkragenden Buckeln, was dem Turm ein wehrhaftes Aussehen verlieh. Der Tordurchgang blieb auch nachts wohl schon lange immer offen, denn die Äussere Stadtmauer mit dem heute noch erhaltenen Spalentor umschloss die Stadt ab dem 14. Jahrhundert in weiterem Ring. Doch bis kurz vor seinem Abbruch sperrte man in die sechs ziemlich licht- und luftlosen Zellen im Turm Gefangene, was für diese recht scheusslich gewesen sein musste.

Unmittelbar vor dem Haus Spalenberg 55 wurden ein kleines Gräberfeld aus dem 8. oder 9. Jahrhundert freigelegt. Damals war Basel noch eine kleine Stadt, die sich auf den Münsterhügel und vielleicht die Birsigniederung in Rheinnähe beschränkte. Das Gräberfeld dürfte zu einem kleinen Weiler gehört haben, der wenig ausserhalb – am Fusse des Spalenbergs oder im Bereich der heutigen Spalenvorstadt? – lag. Als sich die Stadt im Lauf des 11. Jahrhunderts bis auf die Geländeterrassen jenseits des Birsigs ausdehnte, wurde der Weiler gewissermassen aufgesogen und verschwand, und der Friedhof geriet in Vergessenheit.

Wie lange graben wir?

Die Tiefbauarbeiten dauern bis Juli 2012. Solange neue Flächen geöffnet werden, bleiben wir auf der Baustelle präsent.

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Hinweise

  • Die mächtigen Fundamente liegen unmittelbar vor dem Haus Spalenberg 64 und sind noch kurze Zeit zu sehen (Vorsicht: Baustelle!). – Im Zuge der Oberflächen-Erneuerung soll der Grundriss im Pflaster angezeigt und der Standort des Torturms damit sichtbar gemacht werden.
  • Website des Baudepartements

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Literatur

  • Unter Uns – Archäologie in Basel. Hrsg. Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt und Historisches Museum Basel, Basel 2008, 250–261.
  • Christoph Ph. Matt, Die mittelalterliche Stadtbefestigung am Petersgraben und die Quartiere hinter der Stadtmauer. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt 1988, 60-97.

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