Basel, 1377 n. Chr. - Der Marktplatz im Mittelalter

Marktplatz, Januar 2019

Die Archäologische Bodenforschung führt seit Januar 2019 eine baubegleitende Untersuchung auf dem Marktplatz durch.

Warum graben wir?

Die IWB bauen im Bereich des Marktplatzes neue Leitungen. Da der Platz einst sehr viel kleiner war, ist in den geplanten Leitungsgräben mit Resten der mittelalterlichen Bebauung zu rechnen.

Was erwarten wir?

Der heutige Marktplatz ist für einen mittelalterlichen Platz viel zu gross. Durch seine Dimensionen, das einheitliche Pflaster und die Bauten an den Schmalseiten gibt er sich als Werk des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Im Mittelalter wies der Marktplatz nur einen Viertel der heutigen Grösse auf und war unter dem Namen „Kornmarkt“ bekannt.

Am 26. Februar 1377 zerstörte ein Brand am Kornmarkt eine Häuserzeile mit zwölf Liegenschaften, die sich am Südende zwischen dem damals noch offenen Birsig und der unteren Freien Strasse befanden. Der Rat beschloss, die Parzellen aufzukaufen, um den Kornmarkt zu vergrössern. In der Folge liess er die Gebäuderuinen niederreissen. Vermutlich wurde damals auch der Birsig überwölbt, der heute diagonal unter dem Platz hindurch fliesst.

Bei Ausgrabungen im südlichen Bereich kommt immer wieder Brand- und Abbruchschutt mit Funden aus der Zeit vor 1377 zum Vorschein. Besonders interessant war die Entdeckung eines stattlichen Kellers mit Resten einer Sandsteinsäule. Dieser war mit auffällig viel Abbruchschutt verfüllt, u. a. mit Hohlziegeln, die zum Dach eines repräsentativen Gebäudes gehört hatten, das bereits zu dieser Zeit mit Ziegeln bedeckt war.

Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts behielt der Marktplatz die spätmittelalterliche Grösse bei. Der Platz war damals noch nicht so eben wie heute, von Osten nach Westen fiel das Gelände um mehrere Meter ab. In der Folge der städtischen Expansion des 19. Jahrhunderts wurde auf die über Jahrhunderte gewachsene Bebauung Basels keine Rücksicht mehr genommen. Damals erweiterte man auch den Marktplatz grossflächig, indem man ein ganzes Viertel abbrach, das sich einst auf der Nordhälfte des heutigen Platzes befand.

Wie lange graben wir?

Die Ausgrabungen dauern voraussichtlich bis März 2019.

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Bei der aktuellen Ausgrabung kam ein Tonplattenboden zum Vorschein. Dieser befand sich im Erdgeschoss eines Hauses, das 1377 dem Quartierbrand zum Opfer fiel. Foto: Philippe Saurbeck.

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Die grösseren Steinbrocken im Leitungsgraben gehören zu einem Gewölbekeller, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde. Foto: Philippe Saurbeck.

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Der Marktplatz wurde seit dem Mittelalter in zwei Etappen erweitert. Bis 1377 gab es den sogenannten «Kornmarkt» (grau). 1377 brannten mehrere Häuser ab und der Platz wurde um diesen Bereich (violett) vergrössert. In den 1880er Jahren kam die Fläche des abgebrochenen Viertels (grün) hinzu. Bearbeitung Plan: Peter von Holzen.

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Blick auf das Haus zum Pfaueneck, das mitsamt dem dahinter liegenden Viertel der Vergrösserung des Marktplatzes zum Opfer fiel. Rechts im Bild befindet sich das Rathaus. Der Marktplatz war damals nicht eben: von Osten nach Westen fiel das Gelände um mehrere Meter ab.
Foto: StaBS AL 45, 2-17-2.

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Bei Ausgrabungen im Bereich des Marktplatzes wurde 2006 überraschend ein gemauerter Keller mit einem aussergewöhnlich qualitätsvollen Mörtelgussboden und einer Säulenbasis aufgedeckt. Letztere gehört zu einer dreiteiligen runden Sandsteinsäule, die einst die Balkendecke eines stattlichen Hauses stützte. Foto: Philippe Saurbeck.

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In der Nähe des Rathauses kamen 1972 bei Bauarbeiten zwei Sparbüchsen zum Vorschein. Eine enthielt 15 Münzen (Brakteaten) aus dem Zeitraum zwischen 1320 und 1340, die andere war leer. Vermutlich wurden sie in einem Keller vergessen, den man nach dem Quartierbrand von 1377 zugeschüttet hatte. Foto: Thomas Kneubühler.

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Bei der Erneuerung der Tramgeleise im Jahr 1997 kam auch das zwischen 1886 und 1900 erbaute Gewölbe über dem Birsig zum Vorschein. Foto: Udo Schön.

Literatur:

Christoph Philippe Matt und Dagmar Bargetzi, Archäologische Untersuchungen auf dem Marktplatz. Die Grabungen Marktplatz (A) 2006/16 und 2006/37 im Kontext früherer Untersuchungen. In: Jahresbericht 2006 der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt, Basel 2008, 95-41.