Älteste Kleinbasler entdeckt

Theodorskirchplatz 7, Juni 2010

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Innerhalb der grossflächigen Baugrube werden die Reste eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes untersucht.

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Als Grabbeigabe liegt am Kopfende dieses Kinderskelettes ein unversehrter Glasbecher.

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Ein vollständig erhaltener frühmittelalterlicher Glasbecher (5. Jh. n. Chr.).

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Mit ins Grab gegebene Silbermünze des Gegenkaisers Jovinus (411-413 n. Chr.)

Wo graben wir?

Im grossflächigen Areal des Basler Waisenhauses am Theodorskirchplatz 7 zwischen dem Sportplatz und der Riehentorstrasse.

Warum graben wir?

Bereits während der späten Bronzezeit (um 1000–850 v. Chr.) siedelten die Menschen am Kleinbasler Rheinufer, wie Funde von prähistorischen Keramikscherben zeigen. Für die jüngeren Epochen lassen historische Schriftquellen eine Bebauung seit dem 13. Jahrhundert vermuten. Darum wurde das Neubauprojekt des Basler Waisenhauses an der Riehentorstrasse von der Archäologischen Bodenforschung begleitet.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

Von den erwarteten mittelalterlichen Steingebäuden kam lediglich Abbruchschutt zum Vorschein. Völlig überraschend war jedoch die Entdeckung von insgesamt zehn menschlichen Körpergräbern. Diese lagen praktisch über das ganze Grabungsareal verstreut. Die meisten Bestattungen wurden wohl noch während dem Frühmittelalter von Grabräubern heimgesucht und sind daher beigabenlos. Von herausragender Bedeutung sind die mit Beigaben ausgestatteten Kindergräber. Bei zwei nahe beieinander liegenden Bestattungen deponierte man am Kopfende je einen Glasbecher. Einem der beiden Kinder wurde zudem eine wertvolle Silbermünze auf den Weg ins Jenseits mitgegeben. Das andere Kind erhielt zusätzlich eine Glasperle. Bei der Münze handelt es sich um die Imitation einer äusserst seltenen Prägung eines gallischen Gegenkaisers namens Jovinus, der zwischen 411 und 413 n. Chr. regierte. Bisher waren aus dem Gebiet der heutigen Schweiz erst drei derartige Prägungen bekannt. Auch die beiden Glasbecher lassen sich ins 5. Jahrhundert n. Chr. datieren.

Mit der Datierung ins 5. Jahrhundert n. Chr. gehört das neu entdeckte Gräberfeld zu den ältesten frühmittelalterlichen Friedhöfen in unserer Gegend. Damit lassen sich die Anfänge der dörflichen Vorgängersiedlungen von Kleinbasel deutlich früher ansetzen als bisher angenommen. Bei den Bestatteten handelt es sich wahrscheinlich um die Einwohner einer kleinen frühmittelalterlichen Siedlung, welche in unmittelbarer Nähe einer spätrömischen Wehranlage am rechten Rheinufer entstanden war. Gemäss einer Schriftquelle, die erstmals Basel erwähnt, liess Kaiser Valentinian 374 n. Chr. diese Festung zur Sicherung der Rheingrenze bei Basilia errichten.

Wie lange graben wir?

Die Ausgrabungen begannen nach einer Baggersondierung am 25. Mai und wurden Mitte Juni 2010 abgeschlossen.

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Literatur

  • Rolf d’Aujourd’hui, Bing Christian, St. Theodor: Leitungsgrabungen vermitteln neue Aufschlüsse zur Geschichte Kleinbasels - Vorbericht über die Ausgrabungen am Theodorskirchplatz A (1984/33). Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 86, 1986, 240-252.
  • Unter Uns – Archäologie in Basel. Hrsg. Archäologische Bodenforschung Basel Stadt, Historisches Museum Basel, Basel 2008, 94-111.

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