Der mittelalterliche Salzturm

Blumenrain 8 (Hotel Drei Könige), Frühjahr 2004

Der Salzturm auf dem Merianplan. Zoom

Der Salzturm auf dem Merianplan.

Salzturm: Blick auf die Mauer mit den Bossenquadern. Zoom

Salzturm: Blick auf die Mauer mit den Bossenquadern.

Wo graben wir?

In der Grossbaustelle des Hotels Drei Könige an der Schifflände (Blumenrain 8).

Warum graben wir?

Die Archäologische Bodenforschung wurde zugezogen, als bei den Arbeiten im Keller des Hauptbaus Reste der 1842 abgebrochenen Vorgängerbauten des jetzigen Hotels und die Fundamente eines mittelalterlichen Wehrturms zum Vorschein kamen.

Was erwarten wir?

Am Rhein neben der Birsigmündung liegt die Schifflände, die Kernzelle der mittelalterlichen Handwerkersiedlung, deren Anfänge ins 1. Jahrtausend reichen. Die Schifflände war ein wichtiger Warenumschlagplatz, und schon im Mittelalter stand hier ein bedeutendes Wirtshaus, das damals jedoch noch «zur Blume» hiess: daher der Name der Gasse «Blumenrain» (erste Nennung als Haus 1245; der Name «Drei Könige» begegnet erstmals 1681). Dieses Viertel wurde von einem mittelalterlichen Wehrturm geschützt, dem Salzturm. Ein Vogelschauplan aus dem 17. Jahrhundert zeigt das Areal zwischen Rhein, Birsig und Blumenplatz mit dem mächtigen Salzturm sowie dem damals noch viel kleineren Wirtshaus und dem von einer gezinnten Mauer umgebenen Hofareal.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

Von grosser Bedeutung sind die Fundamente des Salzturms, eines städtischen Wehrturms unter der ehemaligen Geschäftsstelle von Basel Tourismus. Die gegen die «Drei Könige» gerichtete Westseite besteht aus grossen, roten Sandsteinquadern mit buckliger Vorderseite, sog. Bossenquadern. Die Quader sind zwischen 31–35 cm hoch, 40–156 cm lang und zwischen 100 und 500 kg schwer. Sichtbar ist über 8,7 m Länge die Aussenseite des gegen 1,5 m dicken, ca. 10 m im Quadrat messenden Fundamentes. Es ist wahrscheinlich gegen 2,5 m hoch erhalten. Bedeutung: Es handelt sich um die Reste des grössten und wichtigsten innerstädtischen Wehrturms. Archäologisch bekannt waren bisher zwei in der gleichen Art erbaute, jedoch kleinere Türme (Stadthausgasse 10, Schneidergasse 12). Zwei weitere Türme sind aufgrund historischer Hinweise anzunehmen (Fischmarkt 3, Freie Strasse 2). Der Salzturm ist der einzige, dessen Name überliefert ist und der das Mittelalter überdauert hat. Nur von diesem Turm gibt es deshalb zeitgenössische Abbildungen.

Baudatum, Name, Funktion: Der Salzturm schützte die Schifflände (zentraler Handels- und Umschlagplatz). Er ist wohl älter als das 1225 gleichzeitig mit der Rheinbrücke erbaute, ähnlich aussehende Rheintor in der Nähe. Ein Baudatum ist nicht überliefert. Die Verwendung von Bossenquadern beginnt in der Zeit nach 1150. Wir nehmen darum in Analogie zu den bisher bekannten Wehrtürmen ein Baudatum um 1200 an. Der Turm wurde erst 1829 zugunsten des Lagerhauses bzw. der Gewerbehalle niedergelegt (diese wurde 1902 ersetzt durch das heutige Gebäude Blumenrain 2). Der Name «Salzturm» geht auf den damals in diesem Quartier ausgeübten Salzhandel zurück. Salz war früher kostbar und wichtig. Im Turm wurden zeitweise die Ratsarchivalien und später Schiesspulver gelagert. Die verschiedenen entdeckten Mauerzüge weiterer Gebäude dürften ins späte Mittelalter gehören (15./16. Jahrhundert?). Auffällig waren mehrere grosse Quader aus Degerfeldersandstein im Bauschutt (etwa so gross wie Grabsteine) – meist ein Hinweis auf besondere Bauten, in unserem Falle auf den Salzturm. Diese Steine wurden geborgen und werden der Basler Münsterbauhütte zur Verfügung gestellt. Diese kann solche Sandsteine immer gut für Restaurierungsarbeiten oder zu Ausbildungszwecken für Lehrlinge gebrauchen. Die Degerfelder Sandsteingruben stehen heute nicht mehr zur Verfügung.

Wie lange graben wir?

Das Turmfundament wird im Verlauf des maschinellen Aushubes freigelegt und von der Archäologischen Bodenforschung dokumentiert. Die Untersuchungen dauern, bis die neuen Keller sowie allfällige Zu- und Ableitungen in der Strasse erstellt sind. Die Fundamente sind nicht zu besichtigen (kein Zutritt, da gefährliche Grossbaustelle).

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Hinweise

Weiterführende Informationen:

Lesenswert:

  • Hotel Drei Könige: Gustaf Adolf Wanner, Streiflichter aus der Geschichte des Hotels Drei Könige, Basler Stadtbuch 1976 (Ausgabe 1977), 167-176.
  • Salzturm: Guido Helmig, Christoph Ph. Matt, Inventar der Basler Stadtbefestigungen - Planvorlage und Katalog. 2. Die rheinseitige Grossbasler Stadtbefestigung. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung 1990, 153-222 (Salzturm: S. 195-198).

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