Eine neue Archäologische Informationsstelle im Amt für Umwelt und Energie

Beim Neubau des Amts für Umwelt und Energie (AUE) stiess die Archäologische Bodenforschung während der Ausgrabungen im Jahr 2019 unerwartet auf Mauerreste eines repräsentativen Steinbaus, der hier um die Mitte des 13. Jahrhunderts stand. Das heute in der Archäologischen Informationsstelle im Untergeschoss des AUE erhaltene Mauerfragment ist ein markantes Zeugnis der mittelalterlichen Stadtgeschichte und steht für einen wichtigen Abschnitt in der Siedlungsentwicklung im Mündungsgebiet des Birsigs.

Bei der Ausgrabung anlässlich des Neubaus des Amts für Umwelt und Energie (AUE) im Jahr 2019 konnte neben Zeugnissen der bis in die römische Zeit zurückreichenden Siedlungsgeschichte überraschenderweise eine mittelalterliche Mauer freigelegt werden, die sorgfältig aus Bossenquadern errichtet worden war. Sie hat sich, weil das Gelände im Laufe der Zeit mehrfach aufgeschüttet wurde, überdurchschnittlich hoch erhalten. Die Herstellung solcher Bossenquader erforderte aufwendige Steinmetzarbeiten, weshalb sich nur sehr wohlhabende Personen einen solchen Bau leisten konnten.

Die vor Ort konservierte Mauer bildet das Herzstück der neu eingerichteten Archäologischen Informationsstelle «BASEL, 300–1900 n. CHR.: DIE BIRSIGMÜNDUNG – VON DER RÖMISCHEN SIEDLUNG ZUM MODERNEN STADTQUARTIER», die für Besucherinnen und Besucher des AUE sowie für Gruppenführungen zugänglich ist. Eine mediale Präsentation sowie in einer Vitrine ausgestellte Funde illustrieren vor Ort die Siedlungsgeschichte im Gebiet der Birsigmündung.

Die interaktive mediale Präsentation ermöglicht eine Zeitreise von der römischen Zeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Digital rekonstruierte Lebensbilder und historische Abbildungen geben Impressionen von den verschiedenen Zeitabschnitten. Die interaktive Benutzeroberfläche erlaubt es den Besucherinnen und Besuchern, sich bei den einzelnen Lebensbildern mit verschiedenen Themenkreisen auseinanderzusetzen.

Archäologisch lässt sich die Besiedlung der Birsigmündung bis in die römische Zeit zurückverfolgen, wie die Ausgrabungen im AUE und auf der gegenüberliegenden Strassenseite beim Spiegelhof zeigten. Damals befand sich hier an der römischen Fernstrasse, die dem Rhein entlang bis an die Nordsee führte, eine kleine Siedlung. Die Knochenfragmente eines Kamels, die im Strassenkoffer gefunden wurden, zeugen vom weitreichenden Handelsnetz der Römer.

Ab dem 9./10. Jahrhundert lassen sich Holzbauten nachweisen, die zum Wohnen und Arbeiten dienten. Bei den Ausgrabungen kamen zahlreiche Reste der Gerberei und des lederverarbeitenden Handwerks zum Vorschein. Bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts war das Gebiet wirtschaftlich so bedeutend, dass es beim Bau der ersten, der sogenannten Burkhardschen Stadtmauer um 1080 mit umschlossen wurde. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden dann immer mehr Häuser in Stein errichtet, so auch das repräsentative Gebäude mit der Bossenquadermauer. Diese Bauten gehörten vermutlich hier ansässigen Handwerkern und Händlern, die zu Wohlstand gekommen und in die städtische Oberschicht aufgestiegen waren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr das Gebiet an der Birsigmündung eine tiefgreifende Umgestaltung. Moderne Verkehrsmittel wie das Tram und das Automobil beanspruchten viel Raum. Ein radikaler Bebauungsplan von 1897, der den Fischmarkt und die Schifflände mit einer 15 m breiten Strasse verband, führte zum Abriss von Dutzenden von Altstadthäusern, so auch dem mittelalterlichen Gebäude, das einst hier an der Stelle des AUE stand.

Die Archäologische Informationsstelle wurde mit finanzieller Unterstützung des Baudepartements und des Präsidialdepartments sowie über das ordentliche Budget der Archäologischen Bodenforschung realisiert. Die inhaltliche Aufbereitung der medialen Präsentation erfolgte im Rahmen der aktuell laufenden Auswertung der Ausgrabungen AUE und UMIS

Weitere Auskünfte

Guido Lassau, Tel. +41 61 267 23 55
lic. phil./MAS, Kantonsarchäologe
Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

Bild 1: Die interaktive mediale Präsentation ermöglicht eine Zeitreise von der römischen Zeit bis zum An-fang des 20. Jahrhunderts. (Foto: Adrian Jost, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

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Bild 2: Die vor Ort konservierte Mauer bildet das Herzstück des neu eingerichteten Archäologischen Schauraums. (Foto: Adrian Jost, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

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Zugang:

Die Informationsstelle ist nur im Rahmen einer Gruppenführung zugänglich.

Einzelpersonen und Gruppen können den Neubau des Amts für Umwelt und Energie im Rahmen von Führungen besuchen. An diesen Führungen wird auch die Archäologische Informationsstelle kurz gezeigt. Zu den Daten der öffentlichen Führungen des AUE.

Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt bietet zudem an folgenden Daten archäologische Führungen in die Infostelle an:

18. Juni 2022

25. August 2022