Schlämmen – auch Kleinstes will gefunden sein!

Münsterhügel, Oktober 2012

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Die Schlämmanlage war während der wärmeren Jahreszeit gleich vor Ort in Betrieb.

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Bereits beim Waschen werden erste Funde mit der Pinzette ausgelesen.

Was in den Sieben hängen bleibt: links oben Rückstände aus dem 4-mm-Sieb, rechts unten aus dem 1-mm-Sieb, links unten aus dem 0,35-mm-Sieb. Oben rechts: verschieden grosse Holzkohlestückchen. Zoom

Was in den Sieben hängen bleibt: Links oben Rückstände aus dem 4-mm-Sieb, rechts unten aus dem 1-mm-Sieb, links unten aus dem 0,35-mm-Sieb. Oben rechts: verschieden grosse Holzkohlestückchen.

Verkohlte Getreidekörner. Zoom

Verkohlte Getreidekörner.

Wo graben wir?

Die archäologischen Untersuchungen finden in der Martinsgasse, auf dem Münsterplatz und in der Rittergasse statt.

Warum graben wir?

Dank archäologischer Untersuchungen kann die Besiedlung des Münsterhügels 3000 Jahre weit zurückverfolgt werden. Bis zu drei Meter mächtige Kulturschichten zeugen von den Menschen, die einst hier gelebt haben. Die seit 2007 laufende Sanierung der Werkleitungsbauten erfordert Bodeneingriffe, welche Teilbereiche dieses einzigartigen archäologischen Archivs zerstören. Die Archäologische Bodenforschung führt deshalb Rettungsgrabungen und baubegleitende Untersuchungen durch.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

Die Ausgrabungen erbrachten schon viele neue Erkenntnisse zur Geschichte des Münsterhügels. Die ältesten Funde stammen aus einer bronzezeitlichen Siedlung, die sich vor 2900 Jahren beim Martinskirchplatz befand. Um 80 v. Chr. errichteten Kelten bei der heutigen Rittergasse den Murus Gallicus, einen Mauerwall mit vorgelagertem 30 m breitem Graben. Bei der Martinskirche wurde ein weiterer Abschnitt der spätrömischen Umfassungsmauer des Münsterhügels entdeckt. Die Werkleitungen ziehen sich auch durch verschiedene mittelalterliche und neuzeitliche Friedhofsareale, in denen bisher über 200 Gräber dokumentiert werden konnten.
Bei den Ausgrabungen wurden zahlreiche Funde geborgen und Befunde aufgezeichnet. Zudem haben wir an besonders spannenden Stellen zur genaueren Untersuchung Erdmaterial in Plastikeimer abgefüllt. Da die Bauarbeiten zurzeit kaum archäologische Schichten tangieren, sind wir nun mit dem Schlämmen dieser Erdproben beschäftigt.

Schlämmen – auch Kleinstes will gefunden sein!

Keramikscherben, grössere Tierknochen, Metallgegenstände und viele andere Dinge sind auf Ausgrabungen gut zu erkennen und können von Hand geborgen werden. Doch um auch Pflanzenreste (z.B. Samen und Kerne von Früchten, Getreidekörner und Druschreste) sowie kleinere Tierknochen (wie Gräte von Fischen, Knochen von Vögeln und Nagetieren) zu finden, füllt man auf der Ausgrabung an besonders aufschlussreichen Stellen Erdmaterial in Eimer ab.
Solche Erdproben werden dann in der Schlämmanlage mit Wasser durch unterschiedlich grosse Maschensiebe gespült. In den Sieben bleiben die festen Bestandteile hängen: nebst viel anorganischem Material wie Steinchen sind dies insbesondere Tierknochen und Pflanzenreste, manchmal aber auch kleine Münzen oder gar Schmuckperlen.
Nun werden diese Siebrückstände getrocknet und verpackt. Im Labor liest dann der Spezialist – ein Archäobiologe – die botanischen Reste und Tierknochen mit der Pinzette aus und bestimmt sie unter dem Mikroskop.
Verkohlte oder mineralisierte Samen und Früchte von wilden und kultivierten Pflanzen erweitern zusammen mit anderen Speiseabfällen wie Tierknochen und Fischschuppen unsere Kenntnisse von den früheren Ernährungsgewohnheiten. Welche Gemüse haben die Menschen in ihren Gärten angebaut? Welche einheimischen Fische landeten auf ihrem Teller? Welche Speisen wurden gar aus der Ferne importiert?
Archäobiologische Untersuchungen zeigen uns z.B., wie die Küche des Mittelmeerraums ab Beginn der römischen Epoche die Essgewohnheiten der einheimischen keltischen Bevölkerung beeinflusst hat. Neu tauchten damals in unserer Gegend z.B. Oliven, Feigen, Datteln, Granatäpfel und Mittelmeer-Makrelen als Importe aus dem Süden auf.

Hier finden Sie mehr Informationen zu den Grabungen auf dem Münsterhügel.

Wie lange graben wir?

Die Ausgrabungen laufen voraussichtlich bis ins Jahr 2013.

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Hinweis

Der Infocontainer ist jeweils montags bis freitags von 8.00 bis 16.30 Uhr zugänglich.

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Literatur

Eckhard Deschler-Erb und Andrea Hagendorn: Auf dem Münsterhügel. Die ersten Jahrtausende. Archäologische Denkmäler in Basel 5, Basel 2007.

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