Ein Tempel aus römischer Zeit im Maienbühl?

In den Jahren 1966 und 1967 fanden auf dem Maienbühl in der Gemeinde Riehen Ausgrabungen statt. Dabei wurden die Mauerreste eines viereckigen, römischen Gebäudes mit einer Fläche von 12,8 x 11,2 m zu Tage geführt. Bruchsteine und Lehm dienten als Baumaterial dieser etwa 70 cm dicken Mauern. Lediglich die unterste Mauerschicht im Fundamentbereich war noch in ihrer originalen Lage erhalten. Aufgrund der beidseitig davon liegenden, verstürzten Bausteine lässt sich die ursprüngliche Mauerhöhe auf 1,5 bis 1,7 m rekonstruieren. Oberhalb davon folgte dann entweder direkt eine hölzerne Dachkonstruktion oder zuerst noch ein Oberbau aus Holz beziehungsweise Fachwerk.

Im Inneren wurden Hinweise auf Pfosten und Balken, eine Herdstelle sowie eine flache Grube gefunden. Neben den Baustrukturen gab es auch einige wenige Funde wie Keramikscherben und Knochenfragmente. Dank diesen lässt sich das Gebäude ins dritte Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. datieren. Das Bauwerk stammt also aus der römischen Zeit.

Viel schwieriger als die Datierung des Gebäudes ist die Frage zu klären, wofür es genutzt wurde. Die damaligen Ausgräber interpretierten die Überreste als ein sogenanntes Ökonomie- oder Wirtschaftsgebäude. Es diente also nicht als Wohnstätte, sondern es wurden darin Arbeiten verrichtet, Tiere eingestellt oder Werkzeuge verstaut. Ebenfalls gab es die Vermutung, dass es sich um eine Unterkunft von römischen Soldaten handelte. Nach dieser Interpretation wäre es Teil eines (bisher unbekannten) militärischen Postens mit Wachturm.

Viel plausibler erscheint uns heute aufgrund seiner prominenten Lage und der Nähe zur 1,2 km entfernt liegenden römischen Villa beim Hinterengeli aber die Deutung als Vierecktempel. Solche einfachen Tempel wurden oftmals in Höhenlagen errichtet, um dort den römischen Göttern zu opfern. Bei der im Gebäudeinneren zum Vorschein gekommenen Vertiefung könnte es sich um eine Opfergrube handeln. In solchen Gruben wurden dargebrachte Opfer (Tieropfer oder Gegenstände) nach der Durchführung bestimmter Rituale niedergelegt. Ohne weitere Funde bleibt die Deutung als Tempel allerdings mit einem Fragezeichen behaftet.

An der Stelle dieses Bauwerks ist heute am Wolfenfroweg eine Infotafel aufgestellt

Details

  • Fundobjekt: rechteckiges, römisches Gebäude (Tempel?)
  • Datierung: 3.  Viertel 1. Jh. n. Chr.
  • Fundort: Riehen – Flur Maienbühl
Zoom

Der Kantonsarchäologe zeigt im Jahr 1967 einer Schulklasse die Ruinen des römischen Gebäudes.

Zoom

Blick auf die Grundmauern des römischen Tempels. Nach der Grabung im Jahr 1967 wurden die Mauern wieder mit Erde zugeschüttet. Heute ist vor Ort nichts mehr sichtbar.