Nur ein «Läuse-Rechen»?

Der überraschend gut erhaltene Kamm lag im Bauschutt eines in spätrömischer Zeit aufgegebenen Gebäudes. Er steckte bei der Entdeckung in seinem Futteral.

Kamm und Futteral sind aus Geweih gefertigt. Das Rohmaterial stammt wahrscheinlich von einem Rothirsch. Der Kamm besteht aus vier Platten, die aus dem Geweih herausgesägt wurden: zwei Zahn- und zwei Griffplatten. Die Zahnplatten wurden exakt einander angepasst, so dass die Verbindungsstellen kaum zu sehen sind. Die einzelnen Teile werden durch fünf Eisennieten zusammengehalten.

Kamm und Futteral müssen von einem erfahrenen Handwerker gemacht worden sein, denn sie sind ausserordentlich fein und sorgfältig gearbeitet. Beide haben ein Dekor aus Kreisaugen. Die Enden des Futterals sind als stilisierte Tierköpfe gestaltet, und die Griffplatte des Kamms war mit vier symmetrisch angeordneten Pferdeköpfen verziert; zwei davon sind noch erhalten.

Wer war der Besitzer oder die Besitzerin des Kammes?
Vergleichbare Kämme stammen sowohl aus militärischen als auch aus frühchristlichen Zusammenhängen. Deshalb stellt sich die Frage, ob sie nur der täglichen Toilette dienten, oder ob sie nicht vielleicht auch eine weitergehende Bedeutung, etwa im kultisch-religiösen Bereich hatten. Das Kämmen ist in der Ostkirche nämlich noch heute Teil der Liturgien und gehörte bis in das 15. Jahrhundert auch zur Vorbereitung des römisch-katholischen Geistlichen auf die Messe.

Die Kämme wurden manchmal als Beigabe ins Grab mitgegeben, in Sierentz (F) z.B. einem Träger von Soldatenschuhen. Dies deutet jedenfalls daraufhin, dass sie (auch?) von Männern benutzt wurden.

Details

  • Objekt: Geweihkamm mit Futteral
  • Datierung: Spätes 4./5. Jahrhundert nach Christus.
  • Fundort: Basler Münsterhügel

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