Mit der Seilsäge - Vorbereitungen für den Hochleistungs-Computertomographen

Basel-Gasfabrik, 2010/13

Die Seilsäge ist in Position – es kann losgehen. Zoom

Die Seilsäge ist in Position – es kann losgehen.

Stahlbleche und Gestell werden miteinander verschweisst. Zoom

Stahlbleche und Gestell werden miteinander verschweisst.

Das Gestell hängt am Portalkran. Der abgesägte Teil mit den Fundobjekten wird vom Stahlrost herunter auf eine Holzpalette gezogen. Zoom

Das Gestell hängt am Portalkran. Der abgesägte Teil mit den Fundobjekten wird vom Stahlrost herunter auf eine Holzpalette gezogen.

Links der untere Erdklotz, rechts der abgesägte obere Teil, der mit dem Computertomographen untersucht werden soll. Zoom

Links der untere Erdklotz, rechts der abgesägte obere Teil, der mit dem Computertomographen untersucht werden soll.

Wo graben wir?

Auf dem Gelände des ehemaligen Rheinhafens St. Johann wurde bei den archäologischen Untersuchungen ein aussergewöhnlicher Fund gemacht: In einer Grube aus der Spätlatènezeit (2./1. Jahrhundert v. Chr.) waren zahlreiche wertvolle Objekte deponiert. Diese Deponierung wurde mit einem Pneukran als Block geborgen. Der Block wird seither unter Laborbedingungen weiter freigelegt.

Warum graben wir?

Im Rahmen des Projekts „Campus Plus“ sollen anstelle des Rheinhafens St. Johann eine Parkanlage und eine öffentliche Rheinuferpromenade entstehen. Auf Grossbaustellen haben archäologische Grabungen hohen Zeitdruck. Bei ganz wichtigen Entdeckungen ist es am besten, eine Blockbergung zu machen und diese dann in Ruhe an einem anderen Ort zu untersuchen.

Was erwarten wir?

Die ca. 15 ha grosse keltische Siedlung von Basel-Gasfabrik, die zwischen 150 und 80 v. Chr. am Rheinufer bestanden hat, wird seit 100 Jahren erforscht. Das aussergewöhnliche Fundensemble aus dem Rheinhafen bietet nun die einmalige Möglichkeit, ganze Objekte, die sonst im normalen Siedlungsabfall nur in kleinen Fragmenten oder überhaupt nicht erhalten sind, in ihrem Niederlegungskontext zu untersuchen.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

In den oberen Lagen der Deponierung liessen sich Keramikgefässe und andere Einzelobjekte noch gut erkennen, dokumentieren und entnehmen. Darunter liegen aber viele miteinander verbackene Metallobjekte zwischen organischen Überresten, so dass es äusserst schwierig ist, sie gezielt zu bergen. Kleinere Blöcke mit Gegenständen, die bereits entnommen wurden, wurden im Universitätsspital mit dem Computertomographen durchleuchtet. Der verbleibende Rest ist aber zu gross für einen normalen Tomographen.

Mit der Seilsäge – ein Grossobjekt wird vorbereitet für den Computertomographen:

Um den verbleibenden Rest der Deponierung mit einem grossen Computertomographen der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt der ETH) röntgen zu können, muss er vom Erdsockel darunter abgetrennt werden. Der Block darf für die Untersuchung nicht schwerer als 1 t und nicht grösser als 1 m2 sein. Der ganze obere Teil des Blocks wird eingepackt und mit einer Gipsschicht überzogen, damit alles gut zusammenhält. Zum Absägen verwendet die Firma Stamm eine mit Diamanten besetzte Seilsäge, die auch Kieselsteine durchtrennen kann. Damit nichts abbricht, werden immer gleich Stahlbleche in die Sägenut eingeführt. Nachdem von beiden Seiten bis zur Mitte gesägt worden ist, liegt der obere Teil komplett auf einem Rost aus Stahlblechen. Diese Stahlbleche werden mit einem Rahmen verschweisst, so dass sich der obere Teil mit einem Portalkran abheben und drehen lässt. Weil der Stahlrost beim Röntgen stören würden, wird der Erdblock vom Rost auf eine Holzpalette herunter gezogen. Nun kann er mit Gabelstapler und Kleinbus nach Dübendorf transportiert werden.

Wie lange graben wir?

Die Blockbergung wurde im August 2010 durchgeführt. Die Untersuchung mit dem grossen Computertomographen der Empa geschah Ende 2012/Anfang 2013. Die Freilegung und Restaurierung der Objekte wird noch länger dauern.

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Hinweis

In der "Einstein"-Sendung vom 7. Februar 2013 wurde der Beitrag «Keltischer Fund aus Basel im Röntgengerät» über die Deponierung von der keltischen Siedlung Basel-Gasfabrik ausgestrahlt.

Einige ausgewählte Gefässe aus der Deponierung finden Sie bereits in unserem virtuellen Museum:

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Literatur

Yolanda Hecht und Andreas Niederhäuser, Alltagskultur und Totenrituale der Kelten. The Everyday Culture and Funerary Rituals of the Celts. Basel 2011.

Sophie Hüglin, Norbert Spichtig und Marion Benz, Keltische Kostbarkeiten auf den Kopf gestellt. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt 2010, 91-123.

Sophie Hüglin und Norbert Spichtig, Turned upside down. An exceptional deposit from the Late La Téne settlement Basel-Gasfabrik. The European Archaeologist 37, 2012, 4-13.

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