Mit dem Hochleistungs-Computertomographen durchleuchtet – neue Erkenntnisse zur keltischen Deponierung

Basel-Gasfabrik, August 2013

In Position bringen: Die Physiker Philippe Schütz und Alexander Flisch von der Empa befestigen den Block am Hebekran. Im Hintergrund der Hochleistungs-Computertomograph. Zoom

In Position bringen: Die Physiker Philippe Schütz und Alexander Flisch von der Empa befestigen den Block am Hebekran. Im Hintergrund der Hochleistungs-Computertomograph.

In der Aufsicht sind die Metallgegenstände gut zu erkennen, nachdem Kiesel und Erdreich weggerechnet wurden: links der Kesselstapel, in der Mitte der Henkel des Holzeimers und rechts ein Stangenbündel sowie der mögliche Deichselbeschlag eines Wagens. Zoom

In der Aufsicht sind die Metallgegenstände gut zu erkennen, nachdem Kiesel und Erdreich weggerechnet wurden: links der Kesselstapel, in der Mitte der Henkel des Holzeimers und rechts ein Stangenbündel sowie der mögliche Deichselbeschlag eines Wagens.

Ein Werkzeug zur Holzbearbeitung: deutlich ist das Tüllenbeil mit seiner nach links weisenden Klinge und der rechteckigen Schäftungsöffnung zu erkennen. Rechts hinter dem Beil sieht man das obere Ende des möglichen Deichselbeschlags. Zoom

Ein Werkzeug zur Holzbearbeitung: Deutlich ist das Tüllenbeil mit seiner nach links weisenden Klinge und der rechteckigen Schäftungsöffnung zu erkennen. Rechts hinter dem Beil sieht man das obere Ende des möglichen Deichselbeschlags.

Ein vielfüssiges Ungeheuer, eine Tarnkappe? – Nein, der Kesselstapel im Schnitt; vermutlich handelt es sich um insgesamt acht Metallgefässe. Zoom

Ein vielfüssiges Ungeheuer, eine Tarnkappe? – Nein, der Kesselstapel im Schnitt; vermutlich handelt es sich um insgesamt acht Metallgefässe.

Wo graben wir?

Im ehemaligen Rheinhafen St. Johann war bei Grabungen eine aussergewöhnliche keltische Deponierung mit Gefässen, Werkzeugen, Pferdezaumzeug und vielem mehr gefunden worden. Sie wurde als 9 t schwerer Block geborgen, um den wertvollen Fund quasi unter Laborbedingungen weiter untersuchen zu können.

Warum graben wir?

Die Metallgegenstände im zentralen Bereich der Deponierung waren zu fragil bzw. stark ineinander verbacken, so dass man sie nicht einfach entnehmen konnte. Mit einem dreidimensionalen Röntgenbild wollte man sich deshalb zuerst einen Überblick über die Objekte verschaffen. Mit Hilfe des neusten Hochleistungs-Computertomographen der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt der ETH) war es möglich, einen immer noch 300 kg schweren Block zu durchstrahlen.

Was erwarten wir?

Für die spätere Deutung des Befunds ist es nicht nur sehr wichtig, präzise zu dokumentieren, welche Gegenstände niedergelegt wurden, sondern auch, wie diese zueinander lagen. Der fast 1 m3 grosse Block wurde mit einer Energie von bis zu 6000 Kiloelektronenvolt geröntgt. Insgesamt wurden über 300 Schnitte in einem Abstand von 1 mm gemessen. Mit einer Software kann man daraus ein dreidimensionales Modell errechnen und dieses am Bildschirm beliebig drehen und schneiden. Zudem ist es möglich, bestimmte Dichtebereiche auszuwählen: so kann man z.B. die Steine im Block ausblenden und Metallobjekte dadurch hervorheben.

Bisherige Resultate der Ausgrabung

Viele Einzelobjekte sind nun erstmals sichtbar: z.B. der gebogene Henkel mit den zurückgeschlagenen Enden, der zum Prunk-Eimer mit drei blechverkleideten Füssen gehört. Dann gibt es drei eiserne Tüllenbeilklingen und einen Schlüssel. Zudem hat es Pferdezaumzeug, nämlich ein Hebelstangengebiss, das von Funktionsweise und Aussehen her weitgehend einer heutigen Kandare entspricht. Vielleicht gibt es sogar Teile eines zerlegten Wagens: Bei einem Stück könnte es sich um einen Deichselbeschlag handeln. Eine Überraschung bot der virtuelle Schnitt durch den grösseren der beiden Metallkessel: Hier wurden offenbar acht Metallgefässe dicht übereinander gestapelt: Anhand ihrer Ringhenkel lassen sich vier Kessel erkennen, zudem gibt es zwei Gefässe mit Böden aus Buntmetallblech und Rändern aus Eisen sowie zwei kleine Gefässe, die nur aus getriebenem Bronzeblech zu bestehen scheinen.

Wie lange graben wir?

Die Untersuchung mit dem grossen Computertomographen der Empa wurde in mehreren Durchläufen innerhalb weniger Wochen Ende 2012 durchgeführt. Sie bietet eine gute Grundlage für die Planung der weiteren Freilegung und Konservierung der Objekte. Diese wird aber wohl wegen der hohen Anforderungen an die Räumlichkeit und der vielen zu beteiligenden Fachpersonen erst im kommenden Jahr fortgeführt.

nach oben

Literatur

Yolanda Hecht und Andreas Niederhäuser, Alltagskultur und Totenrituale der Kelten. The Everyday Culture and Funerary Rituals of the Celts. Basel 2011.

Sophie Hüglin, Norbert Spichtig und Marion Benz, Keltische Kostbarkeiten auf den Kopf gestellt. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt 2010, 91-123.

Sophie Hüglin und Norbert Spichtig, Turned upside down. An exceptional deposit from the Late La Téne settlement Basel-Gasfabrik. The European Archaeologist 37, 2012, 4-13.