«Kelten unter dem Campus des Wissens»

Basel-Gasfabrik, 2005

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Die grossflächigen Rettungsgrabungen auf dem Novartisareal finden unter Zelten statt, um – geschützt vor Witterungseinflüssen – die Spuren der Kelten überhaupt erfassen zu können.

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Mit einem modernsten Vermessungsgerät werden die über 2000 Jahre alten Strukturen, die mittels Sägemehl markiert werden, berührungslos dreidimensional vermessen.

Querschnitt durch eine keltische Grube, die vor 2100 Jahren mit unterschiedlichen Erdmaterialien verfüllt worden war. Zoom

Querschnitt durch eine keltische Grube, die vor 2100 Jahren mit unterschiedlichen Erdmaterialien verfüllt worden war.

Wo graben wir?

Die aktuellen Ausgrabungen finden mitten im Werk St. Johann der Novartis AG zwischen der Volta- und der Fabrikstrasse bzw. dem Rhein statt.

Warum graben wir?

Die Novartis AG baut in den nächsten Jahren ihr Werk St. Johann zum sogenannten «Campus des Wissens», d.h. zur Konzernzentrale und einem wichtigen Forschungsplatz, um. Dabei werden die meisten der jetzt bestehenden Gebäude einer neuen Bebauung weichen müssen. Im Süden wird ausserdem ein unterirdisches Parking erstellt werden. Da noch zahlreiche Reste der spätkeltischen Siedlung Basel-Gasfabrik (ca. 150–80 v.Chr.) über tausende von Quadratmetern im Boden schlummern, müssen sie, um nicht unbeobachtet zerstört zu werden, vor den grossflächigen Bauarbeiten ausgegraben werden. Dabei ist eine enge Koordination und Zusammenarbeit zwischen dem Bauherr, der Bauorganisation und der Archäologischen Bodenforschung unabdingbar.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

Die ältesten Siedlungsreste auf dem Novartisareal reichen in die Bronzezeit zurück. Aufgrund der eher ungünstigen Bodeneigenschaften blieb aber kaum Fundmaterial erhalten. Auch Spuren der einstigen Gebäude sind deswegen beinahe gänzlich verwischt worden. Von der spätkeltischen Grosssiedlung Basel-Gasfabrik sind hingegen Reste der meist einheitlich ausgerichteten Gebäuden erhalten. Wegen der Holz-Lehmarchitektur lassen sie sich nur anhand von Verfärbungen im Boden, welche die einstigen Standorte der senkrechten Pfosten anzeigen, fassen. Um sie überhaupt erkennen zu können, braucht es modernste Ausgrabungsmethoden. Für die Rekonstruktion der Struktur der Siedlung sind die verschiedenen Gräben beziehungsweise Grabenabschnitte von besonderer Bedeutung, da sie einst Areale umschlossen oder entlang von Strassen verliefen. Zahlreiche Gruben, die einst als Keller, Getreidesilos, zu handwerklichen oder anderen Tätigkeiten gedient hatten, wurden alle schlussendlich mit Abfall verfüllt. In ihnen finden sich tausende von Funden, vom Knochen als Rest eines Mahlzeit, über Scherben zerbrochenen Geschirrs bis zu prachtvollen Glasarmringbruchstücken oder Münzen aus Buntmetall, selten auch aus Edelmetall. Deponierungen von menschlichen Langknochen oder einzelnen Schädeln, welche sich in zahlreichen Gruben, vereinzelt aber auch in den Verfüllungen der Gräben finden, sind im Zusammenhang mit dem vielschichtigen und komplexen Bestattungsritus der damaligen Zeit zu sehen. Die genauen Hintergründe kennen wir allerdings (noch) nicht. Vom hochstehenden Handwerk zeugen mehrere Töpferöfen, worin äusserst qualitätsvolles Tafelgeschirr gebrannt worden war. Die aktuellen Grabungen geben auch Aufschlüsse über die neuzeitliche Besiedlung in einem Gebiet, das ehemals weit ausserhalb der Stadt Basel lag. Mangels Quellen war darüber bisher beinahe nichts bekannt. Es zeigt sich nun, dass eine recht dichte Bebauung entlang der Elsässerstrasse vorhanden war, während sie gegen den Rhein hin eher locker gestreut war. Es handelte sich zumeist um Holzgebäude; Steinbauten waren selten. Aufgrund von zahlreichen Gräben lassen sich Änderungen in der Parzellierung des Gebietes im Laufe der Zeit nachweisen.

Wie lange graben wir?

Nachdem bereits 2002 und 2003 grossflächige Rettungsgrabungen durchgeführt worden waren, sind die jetzigen Untersuchungen im südlichen Teil des Werks St. Johann zwischen Juli 2004 und Ende Dezember 2005 geplant. Weitere Rettungsgrabungen werden anschliessen.

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Hinweis

Da die Grabungen innerhalb des Werkareals liegen und zumeist mitten in einer Grossbaustelle stattfinden, ist ein Besuch leider nicht möglich.

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