Riehen: Eine Siedlung aus der Bronze- oder Eisenzeit?

Immenbachstrasse, März 2021

Warum graben wir?

An der Immenbachstrasse in Riehen wird ein Pflegeheim mit Seniorenwohnungen errichtet. Bei der Baubegleitung wurden zwei spätbronzezeitliche Vorratsgruben (Ha A1–Ha B3: 1200–800 v. Chr.) und eine Grube mit Keramikfragmenten entdeckt, die wahrscheinlich in die frühe Eisenzeit (Ha D: 600–450 v. Chr) datiert. Es würde sich dabei um eine der ersten Fundstellen der frühen Eisenzeit (Ha D: 600–450 v. Chr.) auf dem Gebiet des Kantons Basel-Stadt handeln.

Was erwarteten wir?

In Riehen sind die von der Wiese abgelagerten Niederterrassenschotter mit Schwemmsand überdeckt, der durch Bäche von den Anhöhen in die Ebene transportiert wurde. In diesem Schwemmsand befindet sich in der Regel nicht viel oder nur verlagertes archäologisches Fundmaterial. Die Entdeckung von bronze- und eisenzeitlichen Siedlungsspuren an der Immenbachstrasse war daher eine Überraschung.

Bisherige Resultate der Ausgrabung:

In der Überschwemmungszone eines über die Jahrhunderte hinweg mehrfach verlagerten Bachlaufs kamen zahlreiche, z. T. grosse Keramikfragmente mit deutlichen Spuren von mineralischen Ablagerungen zu Tage. Diese sogenannten Versinterungen weisen darauf hin, dass die Keramik in feuchtem Milieu abgelagert wurde und wahrscheinlich im Bach den Hang hinunter transportiert und bei der Fundstelle abgelagert worden ist. Diese abgelagerte Keramik kann durch die Versinterungen nicht genau datiert werden. In einer Grube unter einem der Bachläufe kam jedoch vermutlich in die Eisenzeit datierbare Keramik zum Vorschein.

Auf der restlichen untersuchten Fläche fanden sich zwei Vorratsgruben, die vermutlich in die Spätbronzezeit datieren. Diese sind mit Keramik –  darunter ein mögliches Mondhornfragment – und Tierknochen verfüllt. Bei einer der beiden Gruben fanden sich zudem ein Schleifsteinfragment und ein Eberzahn. Ferner kamen einige Pfostenlöcher zum Vorschein, die jedoch keine Rekonstruktion von Hausgrundrissen zulassen. Im Moment ist noch unklar, ob sich die Fundstelle im Randbereich der Siedlung befindet, oder ob das Zentrum der Siedlung weiter hangaufwärts liegt. Zudem ist, da es eisenzeitliche und bronzezeitliche Gruben gibt, die Datierung der Siedlung noch Teil der laufenden Untersuchung. Offen bleibt im Moment auch die Frage, ob eventuell eine Siedlungskontinuität zwischen Spätbronzezeit und früher Eisenzeit besteht.

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Profil des einstigen Bachlaufs (dunkelbraun), aus dem zahlreiche Keramikfragmente geborgen wurden.

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Das im Profil deutlich erkennbare Pfostenloch ist ein Hinweis, dass sich im Bereich der Fundstelle einst eine Siedlung befand.

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In einer der beiden spätbronzezeitlichen Vorratsgruben kam ein Gefäss mit eingebrochenem Boden und Knochenreste zum Vorschein.

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In der anderen spätbronzezeitlichen Vorratsgrube kamen ein Schleifstein, ein Eberzahn, weitere Knochenreste sowie Keramikfragmente zu Tage.

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