Katastrophe oder Glücksfall?

Rest eines Schwertes

Seit einiger Zeit werden in der St. Alban-Vorstadt Bauarbeiten durchgeführt. Dabei kamen in einem Haus auf der Rheinseite zwei aussergewöhnliche Funde zum Vorschein: ein rostiges, kreuzförmiges Eisenobjekt und ein fast ganz erhaltener, bräunlicher Tonbecher.

Fragment eines Bechers
Fragment eines Bechers

Das Eisenobjekt erwies sich bald als Bruchstück eines Schwertes. Der grösste Teil der Klinge fehlt, so dass sich die originale Länge nicht mehr genau bestimmen lässt (ca. 90 cm). Die schmale Fortsetzung der Klinge bildet den Griffdorn für den (heute vermoderten) Handgriff. Quer dazu ist ein zweites Eisen aufgeschoben: die sog. Parierstange, die Schwerthiebe des Gegners abzufangen hatte. Ihr einer Flügel ist verbogen. Nicht mehr erhalten sind der Griffknauf am Ende des Dorns und natürlich die Schwertscheide mitsamt Aufhängevorrichtung. Das Schwert ist mittelalterlich und datiert ins 14. Jahrhundert.

Der Becher ist ein qualitätvolles Importstück: Er besteht aus rheinischem Steinzeug, also aus einem klingend hart gebrannten, wasserundurchlässigen Ton. Becher dieser Art wurden im 15. Jahrhundert in Siegburg hergestellt (bei Bonn). Sie dienten als Trinkbecher für Wein oder Bier. Die hohe, schlanke Form liegt gut in der Hand.

Beide Funde sind aussergewöhnlich. Funde von Waffen und von solchen importierten Steinzeugbechern kommen in Basel kaum je vor. Die Eigentümer dieser Raritäten gehörten zu einer wirtschaftlich gut gestellten Oberschicht. Bemerkenswert ist auch die Fundlage: eine Brandschicht in einem zugeschütteten Tiefkeller. Dies lässt auf den verheerenden Stadtbrand vom 5. Juli 1417 schliessen, dem das Haus über dem Keller mitsamt seiner Einrichtung zum Opfer gefallen ist. Dieser Brand hat in der westlichen Altstadt sehr viele Häuser zerstört; für die damaligen Bewohner eine Katastrophe – für uns sind diese Funde heute ein Glücksfall.

Details

  • Objekt: Reste eines Schwertes und eines Trinkbechers
  • Datierung: zerstört beim Stadtbrand vom 5. Juli 1417
  • Fundort: St. Alban-Vorstadt 17

nach oben