In der St. Alban-Vorstadt

Die Besiedlung der heutigen St. Alban-Vorstadt reicht weit in die Vergangenheit zurück. Die Archäologische Bodenforschung erwartet deshalb bei den aktuellen Rettungsgrabungen Reste aus der römischen Zeit sowie aus dem Mittelalter.
Stand Juni 2022
Warum graben wir?
Der Anschluss der St. Alban-Vorstadt ans Fernwärmenetz bedingt umfangreiche Bodeneingriffe in Bereichen, in denen die archäologischen Schichten noch weitgehend intakt sind. Deshalb begleitet die Archäologische Bodenforschung seit Juni 2022 die laufenden Bauarbeiten.
Was erwarten wir?
Die St. Alban-Vorstadt bildet das Vorgelände des seit 3000 Jahren besiedelten Münsterhügels. In frührömischer Zeit entwickelte sich eine Siedlung im Bereich Rittergasse-Kunstmuseum, die nach Südosten bis in die St. Alban-Vorstadt reichte. Ausserdem verlief hier die antike Strasse nach Augusta Raurica, an der in römischer Zeit die Toten begraben wurden.
Im Mittelalter entstand vor dem St. Alban-Schwibbogen (Tor der Inneren Stadtmauer) eine Ansiedlung. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts erhielt die Vorstadt eine eigene Befestigung, von der heute noch Teile sowie das Fundament eines Turmes im Wildensteinerhof (St. Alban-Vorstadt 30) erhalten sind. Im Bereich der Malzgasse ist mit weiteren Abschnitten der mittelalterlichen Vorstadtbefestigung (Tor, Stadtmauer, Graben, Kontermauer) zu rechnen, denn das befestigte Areal reichte damals nur bis hierhin und noch nicht bis zum St. Alban-Tor.
Mit dem Bau der Äusseren Stadtmauer in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verlor die Vorstadtbefestigung ihre militärische Bedeutung. Sämtliche Basler Vorstadtareale wurden damals grosszügig mit dem neuen Mauerring umschlossen. Teile der Befestigungsmauern wurden in neu gebaute Häuser integriert und blieben wie im Wildensteinerhof bis heute erhalten.
Bereits im Jahr 1083 gründete Bischof Burkhard von Fenis das Kloster St. Alban auf einem Areal, das damals noch ausserhalb der Stadt lag. Zum Kloster gehörte auch ein Spital bzw. eine Herberge für Arme und für Pilger, die auf der Reise in Basel Halt machten. Das Gebäude befand sich an der Stelle der heutigen Liegenschaft «zum schönen Eck» (St. Alban-Vorstadt 49) und wurde nach dem grossen Stadtbrand im Jahr 1417, dem fast die gesamte St. Alban-Vorstadt zum Opfer fiel, nicht mehr instandgesetzt. Bei den aktuellen Bauarbeiten sind Bestattungen auf dem zum Spital gehörigen Friedhof zu erwarten.
Erste Resultate der Ausgrabung
Bereits zu Beginn der Grabungskampagne kam eine römische Strasse zum Vorschein, die nur rund 40 cm unter der Oberfläche des modernen Asphalts lag.
Überraschend war die Entdeckung von Fussabdrücken oder Trittspuren von Fussgängern, die sich in der Nutzungsschicht einer anderen Strasse erhalten haben. Solche Spuren sind extrem selten, weshalb ein Abguss aus Silikon angefertigt wurde. Da die Schicht keine Funde enthielt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, aus welcher Zeit die Spuren stammen. Mit Hilfe der C14-Datierung, einer naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethode, soll dies geklärt werden.
Wie lange graben wir?
Die Ausgrabungen und baubegleitenden Untersuchungen dauern voraussichtlich bis 2025.