Römische Zeit: 52 v. Chr.-476 n. Chr.
Die römische Epoche in Basel
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- Fundstellen der römischen Zeit (52 v.Chr.-476 n. Chr.)
Die römische Epoche umfasst eine rund 450 Jahre dauernde Periode von der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. bis zur Zeit um 400 n.Chr.
Aufgrund der Feldzüge des römischen Feldherrn und Politikers C. Julius Caesar in Gallien geriet zur Mitte des 1. Jh. v.Chr. auch das Gebiet um Basel unter römische Kontrolle. Verschiedene Funde deuten darauf hin, dass zur Zeit Caesars in der befestigten keltischen Siedlung auf dem Basler Münsterhügel neben einer Zivilbevölkerung und keltischen Reitern auch einige römische Soldaten anwesend waren. Vieles spricht dafür, dass der keltische Adel mit seinem Gefolge im Dienste Roms Sicherungsaufgaben im Grenzgebiet des Imperium Romanum übernahm.
Unter Kaiser Augustus, um 30/20 v.Chr., änderte die Siedlung ihren Charakter. Der grosse Erdwall, der sie einstmals schützte, verlor seine Bedeutung. Die Siedlung verlagerte sich nun in das offene, flach abfallende Gelände südöstlich des Plateaus. Im Verlauf des 1. und 2. Jh. n.Chr. entwickelte sich hier schliesslich ein neuer Siedlungsmittelpunkt. Das Transportwesen bildete eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für den kleinen Ort (vicus), denn hier verlief die Überlandstrasse von und nach der Colonia Augusta Raurica, und am Rhein im Bereich der Birsigmündung gab es eine Schifflände.
In der Siedlung waren bis um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. auch römische Soldaten anwesend. Darauf weisen jedenfalls Waffen und militärtypische Ausrüstungsgegenstände hin. Vermutlich übernahmen die Soldaten am Rheinknie Sicherungsaufgaben. Noch ungeklärt ist, ob es sich um eine grössere Einheit oder um einzelne Soldaten handelte, und ob die militärischen Unterkünfte in der Siedlung selbst lagen oder einen speziellen Bereich bildeten.
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- Riehen, 200 n. Chr.: Im Gebiet des Pfaffenloh stand ein gallo-römischer Umgangstempel mit zugehörigem Theater.
Die Versorgung des vicus mit landwirtschaftlichen Gütern wurde von den zum Teil recht grossen und luxuriös ausgestatteten Gutshöfen (villae rusticae) im Umland gewährleistet. Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Riehen gab es solche Gutshöfe beim Friedhof am Hörnli und im Hinterengeli. Ebenfalls in Riehen wurden in den Fluren Pfaffenloh und Maienbühl die Reste zweier gallo-römischer Tempel gefunden.
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- Basel, 374 n. Chr.: Blick auf die befestigte Siedlung auf dem Münsterhügel, die Ansiedlung im Birsigtal und die rechtsrheinische Kleinfestung (Munimentum).
Ab dem späten 3. Jahrhundert brachen unruhige Zeiten an, sowohl im Innern als auch an den Grenzen des Imperium Romanum. Die Siedlung im offenen Vorgelände des Münsterhügels wurde aufgegeben und das strategisch wichtige und gleichzeitig natürlichen Schutz bietende Plateau des Hügels erneut befestigt und von der Zivilbevölkerung als Rückzugsort aufgesucht. Militärische Ausrüstungsgegenstände deuten darauf hin, dass sich in dieser befestigten Siedlung römische Soldaten aufhielten. Zum ersten Mal wird der Name des Ortes überliefert: Basilia. Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus berichtet, dass Kaiser Valentinian I. mit seinen Truppen im Jahre 374 bei Basilia lagerte und einen Wehrbau (munimentum) zur Sicherung der Rheingrenze erbauen liess.
Auch bezüglich der Religion war das späte 3. und das 4. Jh. n.Chr. eine Zeit der Veränderungen und Umbrüche: Zuerst wurden die Christen zwar verfolgt. Doch dann verdrängte das Christentum die heidnischen Religionen und wurde im Jahre 380 zur Staatsreligion erhoben. Auch einige Bewohner der Siedlung auf dem Basler Münsterhügel hatten sich dem Christentum zugewandt. Darauf weisen jedenfalls Fundgegenstände aus der Siedlung selbst und aus dem Gräberfeld an der Aeschenvorstadt hin.
Zur Frage nach dem Ursprung von Basel
Damals...
Schon Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Humanisten in Basel damit begonnen, sich mit dem Ursprung ihrer Stadt zu befassen. Münzfunde im engeren Stadtgebiet waren untrügliche Zeichen dafür, dass hier bereits die Römer gesiedelt hatten. Auf der Inschrift eines Grabmals am Mittelmeer wird berichtet, dass Lucius Munatius Plancus, ein Feldherr Caesars, in Gallien zwei römische Kolonien, darunter die Colonia Raurica gegründet hat. Er galt für die Humanisten als derjenige, der die römische Kultur nach Basel gebracht und damit zur Entstehung der Stadt beigetragen hat.
...und heute
Ob die Colonia Raurica in Basel oder in Augst gegründet wurde, ist in der heutigen Forschung stark umstritten. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass in der benachbarten römischen Colonia Augusta Raurica – obgleich in römischer Zeit viel wichtiger als der kleine Ort am Rheinknie – bislang keine Siedlungsspuren aus caesarischer Zeit nachgewiesen wurden.