Edler Schmuck aus karolingisch-ottonischer Zeit

Im vergangenen Jahr wurde auf der Grabung an der Martinsgasse dieser vergoldete Scheibenring mit farbigen Emaileinlagen (Abb. 1) gefunden. Das Stück lag in einer Planie auf dem frühmittelalterlichen sog. «dark earth»-Paket. Die Schicht wird geschnitten von einer Grube, die zu einem hochmittelalterlichen Keller gehört.

Die Restaurierung im Historischen Museum Basel machte die Details dieser aussergewöhnlich qualitätvollen Goldschmiedearbeit aus dem hohen Mittelalter sichtbar: Der scheibenförmige Ring mit erhöhten Rändern besteht aus Buntmetall. Acht gebogene Metallstege bilden die Zellen, in die eine farbige Glasmasse eingeschmolzen wurde. Der Hintergrund ist aus blauem, transluzidem Email; in den eingerollten Rankenenden, aber auch aussen entlang der Ranken, sitzen Tropfen einer opaken roten Glasmasse. Die Scheibe wurde auf der Vorderseite überschliffen und anschliessend vergoldet.

Für die kreuzförmig angeordneten Pelten (Pelta = halbmondförmiger kleiner Schild) und die Art des Zellenschmelzes finden sich gute Parallelen bei karolingischen und ottonischen Goldschmiedearbeiten, z.B. bei den sog. Emailscheibenfibeln oder auch bei grösseren Objekten wie dem Adelhauser Tragaltar (Augustinermuseum, Freiburg i. Br., D). Die Form des Stückes bleibt dagegen derzeit noch ohne Vergleich. Die Rückseite ist glatt und weist keine Spuren einer Nadelhalterung auf, wie sie bei einer Fibel zu erwarten wären. Vermutlich war der Fund Teil eines reich verzierten, wertvollen Gegenstandes aus sakralem oder herrschaftlichem Zusammenhang.

In Basel selbst gibt es aus früheren Grabungen zwei vergleichbare Schmuckstücke. 1851 wurde beim Versetzen des Laufbrunnens vor der Martinskirche ein Grab mit mehreren spätrömischen Münzen und einer hochmittelalterlichen Heiligenfibel mit Emaileinlagen freigelegt. Vermutlich gehörte das Grab zu einem Vorgängerbau der 1101/03 erstmals erwähnten Martinskirche. Bei den Grabungen von 1937–39 auf dem Gelände des ehemaligen Spiegelhofes (beim heutigen ÖKK-Gebäude) wurde unter den hochmittelalterlichen Holzgebäuden eine Zierscheibe mit Filigrandekor (Abb. 2) gefunden. Als zentrales Motiv besitzt sie – wie das Stück aus der Martinsgasse – vier kreuzförmig angeordnete Pelten.

Im Hochmittelalter war der Martinskirchsporn durch einen Graben im Bereich des heutigen Museums der Kulturen abgetrennt vom bischöflichen Immunitätsbezirk beim Münster. Man nimmt an, dass sich im frühen Mittelalter im vorderen Teil des Münsterhügels die fränkisch-merowingische Oberschicht angesiedelt hat. Als Indiz dafür gilt die Kirche St. Martin, die den fränkischen Schutzheiligen zum Patron hat. Daneben gibt es in der Martinsgasse erste Hinweise auf grosse profane Steinbauten, die von spätrömischer Zeit bis ins 12. Jahrhundert bestanden haben. Es könnte sein, dass es sich hier um Teile eines merowingischen Königshofes oder einer karolingisch-ottonischen Kaiserpfalz handelt, die schon lange in Basel vermutet werden.

Details

  • Objekt: Emailscheibenring
  • Datierung: 9.–10. Jahrhundert
  • Fundort: Martinskirchsporn

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