Vulkanausbruch an Basler Skeletten erkennbar

Medienmitteilung vom 9. April 2015

Vor 200 Jahren, am 10. April 1815, brach der indonesische Vulkan Tambora aus. Der gewaltige Ausbruch kühlte weltweit das Klima ab und verursachte ein „Jahr ohne Sommer“. Auch in der Schweiz waren Hunger und Verarmung die Folge, wie eine aktuelle Ausgrabung in Basel zeigt. An mehreren Skeletten des Basler Spitalfriedhofs aus der Zeit von 1845 – 1868, lassen sich deutliche Hinweise auf die Hungersnot finden.

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Studierende der Universität Basel legen unter fachkundiger Anleitung der Archäologischen Bodenforschung Skelette frei.

Im St. Johanns-Park wird momentan eine Hochtemperaturleitung gebaut. Von den Bauarbeiten ist der ehemalige Spitalfriedhof des Basler Bürgerspitals betroffen, wo im 19. Jahrhundert über 2500 Menschen aus der sozialen Unterschicht Basels bestattet worden sind. Im Rahmen einer Rettungsgrabung werden ca. 50 Gräber durch die Archäologische Bodenforschung in Kooperation mit der Universität Basel freigelegt und geborgen. Die Skelette und noch vorhandene Krankenakten sind einzigartige historische Quellen zu den schwierigen Lebensbedingungen in der Zeit der Frühindustrialisierung.

Bereits früher freigelegt wurde das Grab von Johannes Salathé. Er kam 1799 auf die Welt und wurde 1859 auf dem Spitalfriedhof nach einem harten Leben als Hafner, Taglöhner und Pfründer beerdigt. Er hat während seiner Kindheit und Jugend mehrmals Hunger gelitten. Seine Zähne verraten uns einiges über Salathés Kindheit und Jugend: Die Zahnschmelzrillen zeigen, dass er bereits zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr ungenügend ernährt war, und die Analyse der Zahnwurzeln lässt erkennen, dass er auch während der Pubertät immer wieder Hunger litt. Schliesslich traf ihn auch die Hungersnot der Jahre 1816/17, als weltweit die Ernten infolge des grossen Vulkanausbruchs Tambora in Indonesien ausfielen.

Hinweis:
Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt und die Universität Basel (IPNA) laden am kommenden Samstag, den 11. April, von 10.00 bis 17.00 Uhr zu Kurzführungen auf die Ausgrabung im St. Johanns-Park und einem Blick in den Spitalalltag vor 100 Jahren ein.